RadioMusiken (1923 – 1934)

Künstlerisches Konzept

Zu Beginn der rasanten Entwicklungen im Bereich des Mediums „Radio“ in den Zwanziger- und Dreißigerjahren des 20. Jahrhunderts wurden viele damals namhafte Komponisten von Rundfunkanstalten beauftragt, Werke direkt für dieses neue vielversprechende Medium zu komponieren. Einige dieser Werke sind auch heute noch zumindest bekannt, wenn auch selten bis nicht gespielt. Andere sind vollkommen verloren gegangen und aus den Konzertprogrammen verschwunden. Der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) seit 2005 und seit 2008 auch Deutschland Radio produzieren in Kooperation mit der Staatsoperette Dresden alle Werke, welche für das Medium Radio in den Jahren 1923 bis 1934 komponiert wurden, neu.

Das renommierte deutsche Tonträger-Label CPO übernimmt seither die Veröffentlichung der im Rahmen dieses Projekts produzierten Werke als CD-Edition. Den Beginn hat das Werk Leben in dieser Zeit gemacht, ein achtzigminütiges sozialkritisches Radiohörspiel mit Texten von Erich Kästner und Musik vonEdmund Nick in Form einer Radiokantate, welches als Volume I dieser CD-Edition veröffentlich worden ist. Seither sind Volume II Suites & Ouvertures for the Radiou.a. mit Werken von Schreker, Toch, Braunfels und Volume III „Plays & Operas for the Radio u.a. mit Werken von Hindemith, Weill und Pavel Haas erschienen.

Strukturelle Grundlagen der Kooperation

Zum Zwecke der Umsetzung dieses Projekts entschloss sich der Mitteldeutsche Rundfunk, die Staatsoperette Dresden mittels eines Rahmenvertrags als Partner an diese Rundfunkanstalt anzubinden.

Eine Anbindung an den MDR auf einer derartigen Grundlage war bislang nur der Sächsischen Staatskapelle Dresden und dem Gewandhausorchester Leipzig vorbehalten. Durch diese Form der Zusammenarbeit bringt der MDR zum Ausdruck, welchen Stellenwert er diesem Aufnahme-Projekt beimisst. Durch die Beachtung, welche dieses von Ernst Theis künstlerisch realisierte Projekt mittlerweile in Deutschland hat, entschloss sich der Mitteldeutsche Rundfunk, das Projekt auf das Symphonieorchester auszuweiten, mit dem unter der Leitung von Ernst Theis Werke größerer Orchestration erarbeitet werden sollen. Die Verhandlungen dafür sind zur Zeit im Gange. Die erste konzertante Aufführung des Projekts RadioMusiken ist mit dem Werk Leben in dieser Zeit (Musik – Edmund Nick; Text – Erich Kästner) auf dem Kurt Weill Fest 2012 erfolgt.

Partner

  • Mitteldeutscher Rundfunk
  • Deutschlandradio
  • Staatsoperette Dresden
  • Akademie der Künste Berlin
  • CD Label CPO
  • ORPHEUS Marketing GmbH Wien
  • Ernst Theis forscht zu dem Thema neuerdings an der JAM MUSIC LAB Privatuniversität Wien (seit 2021)

Wissenschaftliche Grundlagen des Projekts

Dissertation „Musik für das Medium Radio“

Ernst Theis promovierte an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien im Frühjahr 2019. Im Frühjahr 2022 erscheint seine Arbeit als Buch beim Dresdner Wissenschaftsverlag THELEM.

Perspektiven und aktuelle Reaktionen

Aktuell geht das Projekt am 1. April 2022 zum Symphonieorchester der Deutschen Oper Berlin. Weniger bekannt ist, dass die Deutsche Oper Berlin auch über ein fest strukturierte BigBand verfügt. Ernst Theis wird mit dem Symphonieorchester der Deutschen Oper Berlin das Radiodivertimento von Walter Braunfels und unterschiedliche Songs aus den 1920er Jahren mit Ute Lemper als Sängerin geben. Mit beiden Klangkörpern der Deutschen Oper Berlin werden zudem die Tänzerische Suite (Eduard Künneke) und Night Creature von Duke Ellington, beide Werke für Jazzband und Symphonieorchester, präsentiert.

Für Juni 2023 wurde Ernst Theis zum Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin (RSB) eingeladen, das Projekt RadioMusiken umfassend im Rahmen des Berliner Rundfunks vorzustellen.

Am 6. und 9. Oktober 2021 präsentierten die Bochumer Symphoniker unter der Leitung von Ernst Theis das Projekt gleich in zwei Konzerten der Konzertreihe BoSyFokus im Anneliese Brost Musikforum Ruhr. Nachdem Ernst Theis schon 2 Jahre davor mit demselben Orchester die Tänzerische Suite (RadioMusik von Eduard Künneke für Jazzband und Symphonieorchester) vorstellen konnten, war es im Verlauf der beiden Konzerte im Oktober 2021 eine ganze Reihe der zentralen Werke aus dem Projekt RadioMusiken vorzustellen.

Am 1. Februar 2020 wurde das Projekt RadioMusiken mit Werken aus dem Jahr 1929 von Walter Braunfels, Pavel Haas, Paul Graener und Eduard Künneke im traditionsreichen GEWANDHAUS LEIPZIG präsentiert. Die Ansetzung der RadioMusik des in Fachkreisen allgemein bekannten rechtsnationalen Komponisten Paul Graener – Vorspiel und Arie nach Versen von Max Dauthendey –, das 1929 der MIRAG, dem Vorläufer des Mitteldeutschen Rundfunks gewidmet wurde, wurde jedoch im Vorfeld des Konzerts in regionalen Fachkreisen Leipzigs kritisch gesehen. Ernst Theis verfasste deshalb in Absprache mit den Verantwortlichen des MDR einen klärenden Text – Radio ist jetzt Trumpf – Gedanken zur Programmkonzeption -, mit dem er zeigte, dass durch eine solche Programmkonzeption erst der tiefere Inhalt des Projekts erkennbar wird.

Das Projekt ging am 10. Jänner 2019 direkt an jenen Sender, der es von Anfang an mitgetragen hat – den Mitteldeutschen Rundfunk. Das Symphonieorchester des Mitteldeutschen Rundfunks hat unter der Leitung von Ernst Theis den aus den 1920er Jahren stammenden Stummfilm SPRENGBAGGER 1010 mit der rekonstruierten Filmmusik von Walter Gronostay (Gronostays RadioKrimi MORD aus dem Jahr 1929 ist auf der Volume III der Edition Radiomusiken zu finden) präsentiert.

Ein Vorkonzert zu SPRENGBAGGER 1010 fand am 1. Dezember 2018 im Rahmen des Festivals KLANGBADHALL, dessen Intendant Ernst Theis seit 2017 ist, in Kooperation mit der Universität für Musik und Darstellende Kunst Wien statt. SPRENGBAGGER 1010 beim Festival KLANGBADHALL (siehe auch KLANGBADHALL-ACADEMY und KLANGBADHALL/TOTAL MEDIAL).

Das Projekt RadioMusiken fand bislang viel Anerkennung und ist zudem durch die Doktorarbeit „Musik für das Medium Radio“ des Künstlers aus dem Jahr 2019 wissenschaftlich umfassend dokumentiert.

Das Projekt RadioMusiken hat eine eigene Website: RundfunkSchätze

Bisher eingespielte Werke

  • Franz Schreker, Kleine Suite für Orchester
  • Ernst Toch, Suite für Orchester
  • Eduard Künneke, Tänzerische Suite
  • Kurt Weill, Das Berliner Requiem (Fassung für Tenor, Bariton, Bass und Orchester)
  • Pavel Haas, Radio-Ouverture
  • Max Butting, Rundfunkmusik Nr. 1 (Sinfonietta mit Banjo op 37)
  • Max Butting, Radiomusik Nr. 2
  • Edmund Nick/Erich Kästner, Leben in dieser Zeit
  • Paul Hindemith, Sabinchen (Radiohörspiel – Rekonstruktion der Instrumentation Ernst Theis)
  • Walter Gronostay, Mord (Radiohörspiel)
  • Mischa Spolianspy, Charleston Caprice
  • Wilhelm Grosz, Balladen und Bänkel
  • Erich Braunfels, Divertimento für Orchester
  • Heinrich Sutermeister, Jorinde und Joringel (RadioOper)

Erstpräsentation des gesamten Projekts RadioMusiken im Hörfunk

MDR Figaro, 28. Januar 2008, 19.30 (Schreker, Toch, Künneke, Haas, Butting, Weill)

Weitere Rundfunkausstrahlungen

WDR 4, 08. November 2008, 19.30 (Nick/Kästner)
Deutschlandradio Kultur, 8. November 2008, 19.30 (Nick/Kästner)
MDR Figaro, 9. November 2008, 19.30 (Nick/Kästner)
ARD, 23. August 2009, 19:30 (60 Jahre Bundesrepublik Deutschland, als einer von zwei sächsischen Beiträgen neben der Staatskappelle Dresden)
MDR Figaro, Musikgeschichten, 14. November 2010, 14.05 Uhr (Ernst Theis und Uwe Schneider im Interview mit Bettina Volksdorf)
Ö 1 (ORF), Apropos Musik – Das Magazin, 3.Dezember 2010, 10.05 Uhr (Ernst Theis im Interview mit Irene Suchy)
MDR Figaro: 29. Oktober 2013, 20:05, Im Konzert: Als die Musik das Radio eroberte
Deutschlandradio Kultur, 29. Oktober 2013, 20:03, Andantino auf Welle 400, 90 Jahre Musik im Radio
Ö1 (ORF): Sa., 27. September 2014 (19:30-23.00), Sendung: Radiomusik
MDR KLASSIK: Mi., 3. Dezember 2014 (10.05-12.00 Uhr), Sendung: Historische RadioMusiken neu eingespielt
MDR Figaro: So., 7. Dezember 2014 (11:00-12:00), RadioMusiken in der Sendung Sonntagsraten
ORF: Fr., 6. März 2015 (19.30), RadioMusiken live aus dem großen Saal des Wiener Konzerthauses

Die Dokumentation weiterer Rundfunkausstrahlungen ist in Arbeit…

CD-Edition

CPO Veröffentlichung der CD-Edition mit Volume I Leben in dieser Zeit (Kästner/Nick) Mai 2010
CPO Veröffentlichung der CD-Edition mit Volume II Suites & Ouvertures for the Radio September 2014
CPO Veröffetnlichung des CD-Edition mit Volume III Plays & Operas for the Radio Jänner 2017

Gastspiele mit RadioMusiken

Kurt Weill Fest Dessau, Anhaltisches Theater Dessau, Orchester der Staatsoperette Dresden, Februar 2011

Brucknerhaus Linz, Großer Saal, Matinee-Zyklus, Orchester der Staatsoperette Dresden, 20. März 2011

Kurt Weill Fest Dessau, 2 Festival-Abschlusskonzerte, Staatsphilharmonie Rheinland Pfalz, 10. März 2013

Wiener Konzerthaus, Großer Saal, RadioMusiken von Kurt Weill, 4. März 2015, Liveübertragung auf Ö1

Schauspielhaus Bochum, Bochumer Symphoniker, 17. September 2016

Gewandhaus Leipzig, MDR Sinfonieorchester, 2. Februar 2020 (Gewandhaus Leipzig)

Anneliese Brost Musikforum Ruhr, Bochumer Symphoniker, 2 Konzerte jeweils am 6. und am 9. Oktober 2021 (Anneliese Brost Musikforum Ruhr)

Deutsche Oper Berlin, 1. April 2022 (Symphonieorchester der Deutschen Oper Berlin – The Roaring Twenties – Deutsche Oper Berlin)

Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin – RSB, 2. Juni 2023 (Haus des Rundfunks, Berlin)